Samstag, 16. August 2014

Bird goes Olympia


Die 41. Schacholympiade fand vom 01. bis 14. August im NorwegischenTromsø statt. Mit 172 Mannschaften im offenen Turnier und 134 Teams bei den Damen wurden neue Teilnahmerekorde erreicht. Eine Besonderheit war auch, dass einige Staaten zum ersten mal ihre besten Schachspieler ins Rennen schickten: Bhutan, die Elfenbeinküste, Guam, Lesotho, Oman, die Salomonen, Saudi-Arabien, Swasiland und Tansania. Dies ist umso bemerkenswerter, als zahlreiche Spieler mangels einer norwegischen Botschaft im eigenen Land ihr Visum in anderen Ländern beantragen mussten.



Leider kam ich nicht dazu, die Olympiade mitzuverfolgen, und so muss ich mich im Nachhinein mit der meiner Meinung nach gelungenen Turnierseite begnügen. Hier gibt es alle Ergebnisse, alle Partien zum Download und und und ... 



Für meine Bird Fanpage konnte ich es natürlich nicht lassen, mal zu schauen, wie in Tromsø die Bird-Eröffnung gespielt wurde. Tja - leider zeigte sich hier, dass die Weißspieler nicht besonders gut abschnitten. 


Mckay, Roderick M. - Castro Bekithemba, Sibanda 1:0


In der 4. Runde am 05. August musste sich Schwarzspieler Sibanda Castro Bekithemba aus Simbabwe gegen den schottischen IM Roderick M. Mckay geschlagen geben, als Schwarz seine Dame unweigerlich verlor:

Stellung nach 31. Dc7
Hier die ganze Partie zum Nachspielen. 

Mckay, mit 62 Jahren ein erfahrener Turnierspieler mit einer Elo von 2349, eröffnet seine Partien regelmäßig mit f4, scheint dies aber erst vor einiger Zeit in sein Repertoire aufgenommen zu haben.

Der 26jährige Castro Bekithemba steht laut der Chess Data Base auf Rang 26 seines Landes. Wie manch anderer Teilnehmer der Schacholympiade 2014 hat er bisher keine Fide-Elo, und wurde während der Olympiade überhaupt erst in die Datenbank aufgenommen.


Kabera, Godfrey - Mavuzo, Lunga 1 - 0


Ein ebenfalls bisher völlig "unbeschriebenes Blatt" ist Lunga Mavuzo aus Swaziland, einem kleinen afrikanischen Staat, der dieses Jahr erstmals an der Schacholympiade teilnahm. Mavuzos Geburtsjahr ist nicht bekannt.

Sein Gegner, der 30jährige Godfrey Kabera aus Rwanda mit einer Elo von 1909 hat bereits mehrere internationale Turniere mitgespielt, darunter in den USA und in Dresden.

In der 5. Runde der Schacholympiade 2014 fand die hier nachspielbare Partie statt. Die Lage von Schwarz wurde immer schlechter, und in dieser Stellung gab Mavuzo selbstverständlich auf:

Stellung nach 31. Tg6


Hernandez, Roberto - Kabera, Godfrey 0 -1


Wenige Tage später, in der 6. Runde der Schacholympiade wurde Kabera als Schwarzspieler mit der Bird-Eröffung konfrontiert. Sein Gegner war Roberto Hernandez aus Cuba, der mit einer Elo von 2215 eine schöne Bird-Partie hätte zeigen können. Doch er patzte im Mittelspiel übel, verlor eine Figur und dann Kopf und Kragen:
Stellung nach 41. ... d2
Wie Hernadez die Partie vergeigte, ist hier zu sehen.


Mckay, Roderick M. - Olafson, Helgi 1/2 - 1/2

Auch Mckay bekam eine weitere Bird-Partie aufs Brett. Der Internationale Meister musste in Runde 8 gegen den 58jährigen isländischen Großmeister Helgi Olafson antreten, der ihm mit einer Elo von 2555 zumindest nominell überlegen war. Nach dem 43. Zug lief im Endspiel alles auf eine Stellungswiederholung heraus, und so gab man sich die Hand zum Remis. Hier kann man die ganze Partie nachspielen.

Stellung nach 43. Se5+

Hoareau, Benjamin -  Abdellahi, Cheiguer Mohamed 1/2 - 1/2

Diese Partie aus der 6. Runde der Schacholympiade 2014 endete, ebenfalls wegen Stellungswiederholung, nach nur 18 Zügen mit einem Unentschieden. Vorangegangen war ein Gemetzel, das man an dieser Stelle nachspielen kann. Benjamin Hoareua, 32 Jahre alt, derzeitige Elo 1975, höchste 2200 im Jahr 1999), stammt von den Seychellen und nimmt seit seinem Jugendalter bei internationalen Turnieren teil. Sein 25jähriger Gegner Abdellahi scheint bisher nur Turniere innerhalb seines Herkunftslandes Mauretanien gespielt zu haben. Nach dem stürmischen Schlagabtausch der beiden jungen Spieler sah die Endstellung so aus:

Stellung nach 18. Dc6+ 

Dukaczewski, Piotr - Stefansson, Hannes 0 - 1

Die dritte Bird-Partie, die am 08.08.14 in Tromso gespielt wurde und hier nachgespielt werden kann, verlief unglücklich für Weiß. Der 49jährige Internationale Meister Piotr Dukaczewski (Elo: 2288) aus Polen spielt selten die Bird-Eröffnung und hatte gegen den 42jährigen Großmeister Hannes Stefansson (Elo: 2536) aus Island im Endspiel keine Chance mehr:

Stellung nach 43. Db6

Mona, Khaled  - Moser, Eva 0 - 1

Auch im Damenturnier der Schacholympiade wurde auf hohem Niveau Bird gespielt. Die erst 20jährige WGM Mona aus Ägypten (Elo: 2168), die unter anderem bei der Frauen-WM 2012 in Russland teilgenommen hatte, spielt die Bird-Eröffnung gelegentlich. Gegen die 12 Jahre ältere Österreichische Großmeisterin Eva Moser (Elo: 2456) hatte sie jedoch keine Chance. Nachdem sie schon Material verloren hatte und ihr weiteres großes Ungemach drohte, gab sie in dieser Stellung auf: 


Stellung nach 33. Txb3


Baklanova, Tatiana - Tuominen, Tanja 1/2 - 1/2

Die 1972 geborene WIM Tatjana Baklanova platziert mit einer Elo von 2229 auf Rang 18 der Elo-Rangliste der Frauen Ihrer Heimat Ukraine. Die 35jährige Tanja Tuominen ist die derzeit zweitstärkste finnische Spielerin. 
Nach dreimaliger Stellungswiederholung endete diese Partie vom letzten Tag der 41. Schacholympiade mit einem Unentschieden:

Stellung nach 42. ... Tb1+

Lacnicka, Viktor - Sargissian, Gabriel 0 - 1

Die längste Bird-Partie während der 41. Schacholympiade fand am letzten Turniertag statt. Zum Zuge kamen die Großmeister GM Lacnika aus der Tschechischen Republik (geb. 1988, Elo: 2676) und GM Gabriel Sargissian aus Armenien (geb. 1983, Elo: 2686). Die zunächst ausgeglichene Partie war im Endspiel war für Lacnicka nicht mehr zu halten, und so musste er in ziemlich auswegloser Stellung aufgeben: 

Stellung nach 71. ... c4




Donnerstag, 31. Juli 2014

Die Chess Data Base: Teil 1

Ich war eigentlich nie eine Spielerin, die sich großartig auf den nächsten Gegner vorbereitet, also etwa schaut, welche Eröffnung er spielt. Bis vor einem Jahr wusste ich nicht mal, was die Chess Data Base ist. Als ich die Seite zum ersten mal sah, war ich allerdings begeistert. Zugegeben, zuerst suchte ich erstmal nach meinem Namen und war nicht schlecht erstaunt darüber, wie viele Informationen v.a:schachlicher Art über mich zu bekommen sind.Ich muss auch zugeben, dass mich zunächst am meisten interessierte, welche Patzer den Spielern in meinem Bekanntenkreis schon passiert sind (die eigenen leider auch...) :-)

Die Chess DB kann allerdings viel mehr, als nur andere Spieler zu "stalken".  


Chess DB

Das meiste erklärt sich von selbst, aber der Vollständigkeit halber will ich meinen Senf dazugeben.


Dass der norwegische Weltmeister Magnus Carlsen DIE Nummer eins ist, sollte unter Schachspielern kein Geheimnis sein. Doch wer weiß schon, wer das weltbeste Kind in der Altersklasse U7 ist oder aus welchen Spielerinnen die Top 100 der Frauen in Uruguay besteht? 




Die Spielersuche bietet eine super Möglichkeit, wenn einen persönliche Daten (Nationalität, Geburtsjahr, evtl. ein Foto) eines bestimmten Spielers interessieren oder man den Spielstil studieren möchte (bevorzugte Eröffnungen, Abtausch- und Remisverhalten, Patzer usw.) Die in der Chess DB erfassten Spiele kann man nachspielen und sogar analysieren.



Da die Elo oder die nationale Wertungszahl ein Anhaltspunkt(wohlgemerkt: nur ein Anhaltspunkt!) für die Spielstärke sind, möchte man die eigene so hoch wie möglich sehen. Viele Spieler überlegen deshalb schon vor dem nächsten Spiel, wie die Wertungszahl je nach dem Spielergebnis aussieht. Oder sie können die offizielle Auswertung nicht abwarten und rechnen sich die Zahl selbst aus. Der Algorythmus ist hierfür aber nicht ganz einfach, damit erfreuen sich Elo-Rechner oder (in Deutschland DWZ-Rechner) einiger Beliebtheit. Beide Rechner sowie ein USCF-Rechner bilden daher den Anfang der Chess Tools. 


Unter pgnUp kann man Spiele im pgn-Format hochladen. Um Spiele mit dem eigenen oder mit fremden Profilen zu
verlinken, muss man allerdings angemeldet und eingeloggt sein. Ich habe diese Funktion noch nicht ausprobiert.


Die Bildergalerie finde ich nur mäßig interessant... 


.... aber jetzt wird es spannend! Wie bereiten Sie sich auf das nächste Turnier oder die nächste Partie vor? Was wäre, wenn Ihr nächster Gegner Kasparov hieße? Ich kann nicht beurteilen, ob die Preparation Tools der Chess DB für einen Amateur wirklich etwas bringen, aber hier mal etwas rumzuspielen kann vielleicht gar nicht schaden. 












Montag, 14. Juli 2014

Der letzte Fehler entscheidet

Ich kann mir vorstellen, dass mein Gegner, der mit Schwarz spielte, sich ziemlich über das unerwartete Ende ärgerte, nachdem mich eine Serie von Patzern ziemlich viel Holz gekostet hatte.

1. f4  e6 2. Sf3  d5 3. e3  Le7 4. b3  Sf6 5. Lb2  O-O 6. Ld3  Sc6 7. O-O  h6 8. De2  a6 9. c4  dxc4 10. Lxc4  Sa5 11. Sc3  Sxc4 12. Dxc4  Ld6 13. Tad1  Ld7 14. Se5  Le8 15. Se2 ??

Jetzt ist das Feld b5 ungedeckt, und Schwarz reagiert selbstverständlich mit dem Spieß 15. ... Lb5



Da die Dame weg muss und der Springer auf e2 undgedeckt ist, geht nicht nur eine komplette Figur verloren, sondern durch den Doppelangriff der Läufers auf e2 auch noch die Qualität, wenn mir jetzt nicht etwas sehr gutes einfällt. Mir fiel aber nichts ein. Übrigens war es eine Schnellschachpartie, wo man eh nicht lange brüten kann.

16. Dd4  Lxe2

17. f5  (die Partie ist ja eh schon gelaufen...) Lxf1 18. Kxf1  exf5 19. Sf3  (die Diagonale öffnen) und jetzt spielen beide Seiten planlos: 19. ...b6 20. Se5  Se4 21. Sc4  Lc5 ??




22. Dxg7#   1-0

Mittwoch, 9. Juli 2014

Kamikaze-Froms mit einem unglücklichen Damen-Ausflug

Wie in meinem letzten Post versprochen, hier eine nette Partie, in der für Schwarz alles schief geht.

1.f4 e5 2.fxe5 Dh4+ 3.g3
Hier habe ich den Trickzug 3. ...Le7 erwartet, aber Schwarz zog es vor, die Dame in Sicherheit zu bringen und meinen Bauern auf e5 anzugreifen, aber hier folgt einfach der Entwicklungszug 4. Sf3.
4. ... Schwarz will offensichtlich wieder in das klassische From’s zurück, was aber aufgrund des frühen Damenausflugs nicht mehr möglich ist.
5. Sc3: die schwarze Dame zieht schon zum dritte mal, und auch noch ausgerechnet auf ein gefährliches Feld!
6. e4 g6??, denn natürlich folgt jetzt
7. Lb5 mit Fesselung der Dame 7. ... Dxb5
8. Sxb5. Jetzt droht auch noch eine Gabel auf c7! Aber Schwarz spielt Ld7??.
9. Sxc7 Kd8
10. Sxa8

An dieser Stelle habe ich Remis angeboten, weil es einfach keinen Spaß mehr machte. Der Gegner hat das Angebot angenommen.

Der Schäferzug in der Bird-Eröffnung

1. f4 e5 2. fxe5 Dh4+ 3.g3 Das ist der einzige Zug, der das Schachgebot abwehren kann und gleichzeitig die schwarze Dame bedroht. Schwarz kann sich hier allerdings dumm stellen und die massive Bedrohung gegen seine Dame einfach ignorieren mit 3....Le7. Schlägt Weiß triumphierend die schwarze Dame
- ... folgt einfach 4. ... Lh5 Matt.




Wie plump dieser Eröffnungstrick ist und wie sehr Schwarz durch diesen frühzeitigen und unnötigen Einsatz der Dame in die Defensive gerät, zeige ich Euch in meinem nächsten Post, in dem ich eine Partie zeigen werde, die ich gerade auf einem Server spiele. Beide Seiten haben drei Tage Bedenkzeit, daher kann es noch etwas dauern. Aber bereits nach meinem 10. Zug mit Weiß steht es so: 


Donnerstag, 3. Juli 2014

Der Aufbau mit ....Lg5

Oft erlebe ich in Blitzpartien, seltener in langen Partien, nach 1.f4 d5 2.Sf3 Sf6 3. e3 den Zug 3. ...Lg5 mit Fesselung des Springers an die Dame.

Der Plan, der hinter 4. ... Lg4 steckt, besteht in den Zügen ...Sbd7, ...Lxf3 und ...e5. Taylor nennt diesen Plan etwas spöttisch „The Recipe“, das „Rezept“, und schlägt mehrere Züge vor, mit denen man diesem „entgegenkochen“ kann. Mögliche Fortsetzungen sind

A 4.Le2 Sbd7 5.0-0 Lxf3 6.Lxf3 e5 und dann der Durchbruch 7.d4
z.B. in der Partie B. Larsen – H. Smailbegovic, Sarajevo 1960 ½ - ½

B 4.Le2 Sbd7 5.Se5 mit Blockade des Feldes e5
z.B. in der Partie T. Taylor – I. Ibragimov, Las Vegas 2004 ½ - ½

C 4.h3 Lxf3 5.Dxf3 Sgf6
z.B. in der Partie H. Danielsen – T. Luther Petermaennchen GM 1999

Freitag, 27. Juni 2014

TLC Trio Skyfall

www.youtube.com/watch?v=oiXJQ0SG888

Der Mario-Bauer

Der Mario-Bauer auf b3
Mein Bekannter Mario, der eine lebende Chess DB ist, hat mir zwei grundlegende Dinge über die Bird-Eröffnung gesagt. Erstens: das Froms Gambit kann nur gut sein für Weiß, denn er hat einfach einen Bauern mehr und wenn er sich richtig verteidigt, hat Schwarz nicht genug Kompensation. Zweitens: Egal, was Schwarz zieht, kannst du b3 ziehen. Da Mario ein sehr starker Spieler ist und ich ihn auch sonst mag, beherzige ich diesen Rat gern und oft. Ich habe den b-Bauern daher den Mario-Bauer getauft.

Der Zug b3 ermöglicht eine frühes Fianchetto des schwarzfeldrigen Läufers nach b2, wo er einen schönen Ausblick auf das Zentrum hat und den geplanten Angriff auf dem Königsflügel unterstützt. Außerdem kommt er damit dem Schwarzspieler zuvor, der oft seinerseits gerne früh g7 spielt, um mit seinem Läufer die selbe Diagonale zu besetzen.

Montag, 23. Juni 2014

Timothy Taylor: Bird's opening

Wer sich näher mit der Bird-Eröffnung befassen möchte, sollte sich dieses Buch zulegen: 


Timothy Taylor widmet ein großes Kapitel dem klassischen Aufbau mit 1. ...d5, in dem die verschiedenen Ideen und Fortsetzungen für beide Seiten erläutert werden. 

Es folgt ein umfangreiches Kapitel mit dem From's Gambit in den beiden Hauptvarianten (Lasker-Variante mit 1. f4 e5 2. fxe5 d6 3. exd6 Lxd6 4. Sf3 g5 und Mestel-Variante mit 1. f4 e5 2. fxe5 d6 3. exd6 Lxd6 4. Sf3 Sf6) sowie weiteren selteneren Varianten der From's-Verteidigung. 

Der dritte und letze Teil ist weiteren weniger konventionellen Aufbauten gegen die Bird-Eröffnung gewidmet. 

Ich mag dieses Buch. 
Die Kommentare bei den Partie-Analysen zeigen, dass es auch beim Schach oft persönliche Befindlichkeiten sind, die den Verlauf einer Partie beeinflussen. Schön zu sehen, dass auch Großmeister Patzer machen!Selbst das Preisgeld spielt eine Rolle dabei, ob ein Spieler "auf Remis spielt" oder sichere Pfade betritt. 

Ich mag v.a. das zweite Kapitel, in dem es um das From's Gambit geht
Hier ist der weiße König schnell ganz schön matt, wenn der Schwarzspieler die schwachen Punkte von Weiß zu seinen Gunsten ausnutzen kann. Thimothy Taylor erklärt das super. Wenn der Angriff von Schwarz erstmal überstanden ist, hat Weiß einen Mehrbauern und kann selbst angreifen. Aber erst dann.. 

Samstag, 21. Juni 2014

Bird auf Youtube

Eben hab ich folgende schöne Beiträg auf Youtube gefunden:

https://www.youtube.com/watch?v=sWESI-bX2zs

https://www.youtube.com/watch?v=BnsRWmB-C_g&list=TL-pcKrqBmjwbhNWMJkPK6IYBeQm5R63Dl

Mal kein Großmeister, der hier eine Partie zeigt, sondern ein scheinbar netter Kerl, der auf Chesscube mit f4 seinen Gegner abzieht.

mit Bird punkten!

Ich habe einen Riesen-Respekt vor e5, wenn ich f4 spiele. Mehrbauer hin oder her - der Angriff des Schwarzspielers ist einfach sehr gefährlich.

Im Sommer 2013 hatte die Frauenmannschaft meines Vereins ein Spiel jottwede. Die Hinfahrt hat gefühlte Stunden gedauert. Mit meinen 1300 lag meine Aufgabe darin, einfach nur da zu sein, damit die Mannschaft mit genügend Leuten da ist.

Nach 1.f4 e5

war meine Laune direkt im Keller. 10.01 Uhr. 5 Stunden warten bis zur nächsten Rückfahrmöglichkeit nach Mainz. Die Partie ist so ausgegangen:

1.f4 e5 2.fxe5 d6 3.exd6 Lxd6 4.Sf3 g5 5.g3 g4 6.Sh4 Se7 7.d4 Sg6 8.Sxg6 hxg6 9.Dd3 Lf5 10.De3+ Kd7 11.Lg2 c6 12.Db3 Kc8 13.Dxf7 Txh2 14.0–0 Lxg3 15.Txf5 gxf5 16.Dxf5+ Dd7 17.Df8+ Kc7 18.Lf4+ Kb6 19.Dc5+ Ka6 20.Lxg3 Th8 21.e3 De8 22.Lf1+ b5 23.Da3+ Kb7 24.Sd2 Sd7 25.Lg2 Sb6 26.Te1 Dg6 27.Se4 Sc4 28.De7+ Ka6 29.Sc5+ Ka5 30.Lc7+ Sb6 31.c3 b4 32.Sb3+ Ka6 33.Lf1+ 1–0


Enemenemeck- der König ist weg

Wenn sich der f4-Spieler über den vermeintlichen Bauerngewinn zu früh freut, kann es ihn übel erwischen.

1.f4 e5
2.g3? exf4!
3.gxf4?? Dh4#

Auch folgende Varianten lassen den weißen König sehr schnell sterben:

1.f4 e5
2.fxe5 d6
3.exd6 Lxd6
4.b3?? Dh4+
5.g3 D(L)xg3!!
6.hxg3 L(D)xg3#


und

1.f4 e5
2.fxe5 d6
3.exd6 Lxd6
4.Sf3 g5
5.h3?? Lg3#


Ich weiß nicht mehr, auf welchen dieser Tricks ich in irgendeinem Mannschaftsspiel reingefallen bin - jedenfalls stand ich nach der Blamage vor der Entscheidung: nie wieder Bird, oder: jetzt erst recht!

Die Bird-Eröffnung

Charakteristikum der Bird-Eröffnung ist der Zug 1. f4. Dieser Zug besetzt nicht das Zentrum, wie es für Eröffnungszüge empfohlen wird, aber er übt Kontrolle über das Zentrums-Feld e5 aus. Weiß will in der Folge dieses Feld mit den Zügen Sf3 und Lg2 (nach g3) weiter unter Beschlag nehmen.

Die häufigste Antwort des Schwarzspielers lautet hier d5, ein ruhiger und sehr natürlicher Zug, der das Zentrum besetzt und der Holländischen Verteidigung mit vertauschen Farben entspricht. Natürlich hat Schwarz hier noch etliche andere gute  Züge zur Auswahl.

Eine beliebte Antwort auf f4 ist der Bauernzug e5. Schwarz opfert hier bereits im 2. Zug einen Bauern. Benannt nach dem dänischen Schachspieler Martin Severin From (1828 - 1829) ist das "From´s gambit" eine scharfe Waffe gegen die Bird-Eröffnung.


Henry Bird (1830 - 1908)

Bird, von Beruf Buchhalter, machte sich als v.a. als einer der besten englischen Schachspieler des 19. Jahrhunderts einen Namen. Nach ihm benannt ist der Eröffnungszug f4, die sogenannte Bird-Eröffnung. In der Spanischen Partie trägt die Variante 1. 24 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sd4 den Namen Bird-Verteidigung.



Zu Weltruhm gelangte Bird als Schachspieler nicht. Beim 1. Schachturnier der Neuzeit in London 1851 schied er bereits in der ersten Runde aus. Auch gegen die Schachweltmeister Steinitz und Lasker gelangen ihm keine Erfolge. Aufgrund seiner originellen Spielweise war er jedoch in der Schachszene geschätzt und gewann mit seiner Partie gegen James Mason 1876 den ersten Schönheitspreis der Schachgeschichte.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Edward_Bird