Die 41. Schacholympiade fand vom 01. bis 14. August im NorwegischenTromsø statt. Mit 172 Mannschaften im offenen Turnier und 134 Teams bei den Damen wurden neue Teilnahmerekorde erreicht. Eine Besonderheit war auch, dass einige Staaten zum ersten mal ihre besten Schachspieler ins Rennen schickten: Bhutan, die Elfenbeinküste, Guam, Lesotho, Oman, die Salomonen, Saudi-Arabien, Swasiland und Tansania. Dies ist umso bemerkenswerter, als zahlreiche Spieler mangels einer norwegischen Botschaft im eigenen Land ihr Visum in anderen Ländern beantragen mussten.
Leider kam ich nicht dazu, die Olympiade mitzuverfolgen, und so muss ich mich im Nachhinein mit der meiner Meinung nach gelungenen Turnierseite begnügen. Hier gibt es alle Ergebnisse, alle Partien zum Download und und und ...
Für meine Bird Fanpage konnte ich es natürlich nicht lassen, mal zu schauen, wie in Tromsø die Bird-Eröffnung gespielt wurde. Tja - leider zeigte sich hier, dass die Weißspieler nicht besonders gut abschnitten.
Mckay, Roderick M. - Castro Bekithemba, Sibanda 1:0
In der 4. Runde am 05. August musste sich Schwarzspieler Sibanda Castro Bekithemba aus Simbabwe gegen den schottischen IM Roderick M. Mckay geschlagen geben, als Schwarz seine Dame unweigerlich verlor:
Stellung nach 31. Dc7 |
Mckay, mit 62 Jahren ein erfahrener Turnierspieler mit einer Elo von 2349, eröffnet seine Partien regelmäßig mit f4, scheint dies aber erst vor einiger Zeit in sein Repertoire aufgenommen zu haben.
Der 26jährige Castro Bekithemba steht laut der Chess Data Base auf Rang 26 seines Landes. Wie manch anderer Teilnehmer der Schacholympiade 2014 hat er bisher keine Fide-Elo, und wurde während der Olympiade überhaupt erst in die Datenbank aufgenommen.
Kabera, Godfrey - Mavuzo, Lunga 1 - 0
Ein ebenfalls bisher völlig "unbeschriebenes Blatt" ist Lunga Mavuzo aus Swaziland, einem kleinen afrikanischen Staat, der dieses Jahr erstmals an der Schacholympiade teilnahm. Mavuzos Geburtsjahr ist nicht bekannt.
Sein Gegner, der 30jährige Godfrey Kabera aus Rwanda mit einer Elo von 1909 hat bereits mehrere internationale Turniere mitgespielt, darunter in den USA und in Dresden.
In der 5. Runde der Schacholympiade 2014 fand die hier nachspielbare Partie statt. Die Lage von Schwarz wurde immer schlechter, und in dieser Stellung gab Mavuzo selbstverständlich auf:
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Stellung nach 31. Tg6 |
Hernandez, Roberto - Kabera, Godfrey 0 -1
Wenige Tage später, in der 6. Runde der Schacholympiade wurde Kabera als Schwarzspieler mit der Bird-Eröffung konfrontiert. Sein Gegner war Roberto Hernandez aus Cuba, der mit einer Elo von 2215 eine schöne Bird-Partie hätte zeigen können. Doch er patzte im Mittelspiel übel, verlor eine Figur und dann Kopf und Kragen:
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Stellung nach 41. ... d2 |
Mckay, Roderick M. - Olafson, Helgi 1/2 - 1/2
Auch Mckay bekam eine weitere Bird-Partie aufs Brett. Der Internationale Meister musste in Runde 8 gegen den 58jährigen isländischen Großmeister Helgi Olafson antreten, der ihm mit einer Elo von 2555 zumindest nominell überlegen war. Nach dem 43. Zug lief im Endspiel alles auf eine Stellungswiederholung heraus, und so gab man sich die Hand zum Remis. Hier kann man die ganze Partie nachspielen.![]() |
Stellung nach 43. Se5+ |
Hoareau, Benjamin - Abdellahi, Cheiguer Mohamed 1/2 - 1/2
Diese Partie aus der 6. Runde der Schacholympiade 2014 endete, ebenfalls wegen Stellungswiederholung, nach nur 18 Zügen mit einem Unentschieden. Vorangegangen war ein Gemetzel, das man an dieser Stelle nachspielen kann. Benjamin Hoareua, 32 Jahre alt, derzeitige Elo 1975, höchste 2200 im Jahr 1999), stammt von den Seychellen und nimmt seit seinem Jugendalter bei internationalen Turnieren teil. Sein 25jähriger Gegner Abdellahi scheint bisher nur Turniere innerhalb seines Herkunftslandes Mauretanien gespielt zu haben. Nach dem stürmischen Schlagabtausch der beiden jungen Spieler sah die Endstellung so aus:![]() |
Stellung nach 18. Dc6+ |
Dukaczewski, Piotr - Stefansson, Hannes 0 - 1
Die dritte Bird-Partie, die am 08.08.14 in Tromso gespielt wurde und hier nachgespielt werden kann, verlief unglücklich für Weiß. Der 49jährige Internationale Meister Piotr Dukaczewski (Elo: 2288) aus Polen spielt selten die Bird-Eröffnung und hatte gegen den 42jährigen Großmeister Hannes Stefansson (Elo: 2536) aus Island im Endspiel keine Chance mehr:
Mona, Khaled - Moser, Eva 0 - 1
Auch im Damenturnier der Schacholympiade wurde auf hohem Niveau Bird gespielt. Die erst 20jährige WGM Mona aus Ägypten (Elo: 2168), die unter anderem bei der Frauen-WM 2012 in Russland teilgenommen hatte, spielt die Bird-Eröffnung gelegentlich. Gegen die 12 Jahre ältere Österreichische Großmeisterin Eva Moser (Elo: 2456) hatte sie jedoch keine Chance. Nachdem sie schon Material verloren hatte und ihr weiteres großes Ungemach drohte, gab sie in dieser Stellung auf:
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Stellung nach 33. Txb3 |
Baklanova, Tatiana - Tuominen, Tanja 1/2 - 1/2
Die 1972 geborene WIM Tatjana Baklanova platziert mit einer Elo von 2229 auf Rang 18 der Elo-Rangliste der Frauen Ihrer Heimat Ukraine. Die 35jährige Tanja Tuominen ist die derzeit zweitstärkste finnische Spielerin.
Nach dreimaliger Stellungswiederholung endete diese Partie vom letzten Tag der 41. Schacholympiade mit einem Unentschieden:
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Stellung nach 42. ... Tb1+ |
Lacnicka, Viktor - Sargissian, Gabriel 0 - 1
Die längste Bird-Partie während der 41. Schacholympiade fand am letzten Turniertag statt. Zum Zuge kamen die Großmeister GM Lacnika aus der Tschechischen Republik (geb. 1988, Elo: 2676) und GM Gabriel Sargissian aus Armenien (geb. 1983, Elo: 2686). Die zunächst ausgeglichene Partie war im Endspiel war für Lacnicka nicht mehr zu halten, und so musste er in ziemlich auswegloser Stellung aufgeben:
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Stellung nach 71. ... c4 |